Geschichte

Der Bahnhof wurde 1878/79 an der sogenannten „Kanonenbahn“ gebaut.

Bis zum Bau der Eisenbahnlinie lag das Bahnhofsgelände an der sog „alten Heerstrasse“, die von Wittenberg Richtung Magdeburg führte, und im Fläming an vielen Stellen noch sichtbar ist oder benutzt wird.

Der Bahnhof wurde 1878/79 an der sogenannten „Kanonenbahn“ gebaut, die  auf Grund der preussischen Erfahrungen des Zweifronten-bzw. Mehrfrontenkriegs im 7-jährigen Krieg und des Befeiungskrieges gegen Napoleon von Königsberg,- Kalodze-, Ostpreussen bis Koblenz im Westen geführt wurde. Dort gabelte sie sich auf in die Richtungen Straßburg und Metz.

Sie sollte in möglichst gerader Linie von Ost nach Westen führen, um möglichst schnell Truppenbewegungen von der einen möglichen Front zur anderen durchführen zu können.

Entgegen der ursprünglichen Planung wurde sie wegen des Widerstandes des Schlosseigentümers von Watzdorff, der den Wiesenburger Schlosspark geschaffen hatte, nicht durch diesen geführt, sondern weiter südlich gelegt. Dort entstand dann der Bahnhof

Die heute noch vorhandene Kopfbahnrampe diente schon in kaiserlichen Zeiten als Verladerampe für schweres Gerät wie Artillerie, Pferde und Verpflegungswagen etc. die von dort zum Truppenübungsplatz Altengrabow zogen. Deswegen war immer bis in die 60-iger Jahre eine weitere Stichbahn nach Golzow geplant. Dieser Übungsplatz und der Bahnhof als Verladepunkt wurde bis zur Wende 1989 von den sowjetischen Streitkräften benutzt, die auf der Rampe die T 34 Panzer und später die moderneren Typen verluden.

Erst in den 20-iger Jahren nach dem 1. Weltkrieg entstand die Strecke Wiesenburg-Dessau.

Um den strategisch bedeutsamen Verladepunkt Wiesenburg siedelten sich im Lauf der Zeit wichtige Betriebe an, die oft mehr oder weniger im Zusammenhang mit Rüstungsaufgaben standen.

Es entstanden zunächst Sägewerk(e), die sog. „Waldmühle“, wegen der günstigen Abtransportmöglichkeit und für deren Mitarbeiter Wohnhäuser und auch Wohnungen für Bahnmitarbeiter. Da die Waldmühle im 2.Weltkrieg Schäfte für die Karabiner hergestellt hatte, wurde sie 1945 von der sowjetischen Verwaltung demontiert.

Von Wiesenburg aus betrachtet vor der Schranke rechts gründete sich in den 20-iger Jahren der Landwirtschaftshandel „Kurmark“, ein grosser Viehumschlagsplatz.

Es entstand 1937 eine grosse Raiffeisen-Genossenschaftsmolkerei, die auch der Versorgung der Bevölkerung diente, aber im 2.Weltkrieg besondere „Butterkisten“ herstellte mit der bis 2 Monate lagerfähig gemachte Rahmbutter bis in die vorderste Linie transportiert werden konnte. Die Zulieferung erfolgte mit Pferdefuhrwerken. Die bis dahin existierende Molkerei in Schmerwitz wurde geschlossen.

Als erstes hatte sich südlich des Geländes die Schlossgärtnerei Gebbers angesiedelt mit einer Baumschule und besonders spezialisiert auf die Vermehrung von Nadelgehölzen. Sie belieferte primär, aber nicht ausschliesslich den Schlosspark.

Mit winterharten Föhren erlangte die Gärtnerei später für den Bau des „Westwalls“ im 3.Reich einen lukrativen Grossauftrag.

An der jetzt aufgelassenen Tankstelle befand sich eine Terpentinherstellungsanlage.
Aus nach der Baumfällung im Gebiet Brandsheide ausgegrabenen und in Stahlbehältern erhitzten Kieferstümpfen, floss das Terpentin aus und zurück blieb wertvolle Holzkohle.

Gegenüber dem Bahnhof befindet sich ein ehemals repräsentatives Herrschaftshaus, das von der Schwester des letzten von Watzdorff bewohnt wurde. Im Haus befand sich eine bedeutende Sammlung aus den deutschen, afrikanischen Kolonien stammender Gegenstände (Waffen, Masken etc.)

Der Sohn, der den Namen v.Plauen trug, war Gegner des nationalsozialistischen Systems und konnte, da er mit einer Schwedin verheiratet war, bei einer Beurlaubung dorthin 1943 desertieren.